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Multiple Sklerose und andere chronisch-entzündliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems

Einen wichtigen Bereich unserer Tätigkeit stellt die umfassende, an neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen orientierte und auf langjähriger Erfahrung in der praktischen ambulanten und stationären Behandlung an großen MS-Zentren gründende Betreuung an Multipler Sklerose (MS) erkrankter Patientinnen und Patienten dar.

Die MS trifft vor allem junge Erwachsene. Sie befällt das zentrale Nervensystem, das aus Gehirn und Rückenmark besteht, und schädigt zumindest zu Beginn der Erkrankung insbesondere die Hülle der „Kabel“, die die Signalübertragung bewerkstelligen, wodurch eine Leitungsstörung hervorgerufen wird. Diese äußert sich in verschiedensten „bunten“ Symptomen, je nachdem, welche Stellen betroffen sind. Eine häufige erste Betroffenheit stellt langsam zunehmendes Verschwommensehen auf einem Auge dar, das auf einer Entzündung dieses Sehnerven beruht. Ansonsten sind Lähmungen oder eine Erhöhung der Muskelspannung, Gefühlsstörungen, Störungen der Stimmung und der geistigen Leistungsfähigkeit einschließlich des Antriebs, der Blase oder der Sexualfunktion, des Gleichgewichts oder der Feinmotorik in unterschiedlichster Ausprägung möglich. Anfangs ist der schubförmige Verlaufstyp am häufigsten, der später in einen hinsichtlich der Symptome chronischen mit langsam zunehmender Betroffenheit übergehen kann. Aber auch ein von Anfang an schleichender Verlauf oder auch nur ein einziger Schub im ganzen Leben können durchaus vorkommen. Eine schubförmige MS wird dann diagnostiziert, wenn die Krankheit in Raum und Zeit verteilt ist, das heißt Symptome an mindestens zwei Zeitpunkten an zwei Orten auftreten, woher auch der lateinische Name rührt (Encepalomyelitis disseminata, also Entzündung von Gehirn und Rückenmark, verteilt in Raum und Zeit). 

Die Ursache ist noch nicht genau geklärt, allgemein wird ein Angriff der körpereigenen Immunabwehr auf Bestandteile des Zentralnervensystems angenommen. Es wird spekuliert, daß dieser durch virale Infektionen begünstigt oder sogar hervorgerufen werden könnte. Hieraus ergibt sich eine Therapiemöglichkeit mit Medikamenten, die das Immunsystem in verschiedener Weise beeinflussen, wie z.B. mit Interferonen, Eiweißen, Kortison oder Immunsuppressiva bzw. Chemotherapien, je nach Ausprägung und Stadium der Erkrankung und Patientenwunsch. Ein akuter Schub kann mit einer im allgemeinen gut verträglichen intravenösen Kortisoninfusion behandelt werden, wenn keine akute erregerbedingte Infektion vorliegt. Um die Notwendigkeit einer Therapie zu bestimmen bzw. die optimale auszuwählen, ist eine regelmäßige neurologische Verlaufskontrolle, bei der im Gespräch unter Berücksichtigung des Ergebnisses der körperlichen Untersuchung die aktuelle Lage ermittelt wird, und bildgebende Darstellung von Gehirn und Rückenmark mittels Kernspintomogramm (MRT) erforderlich, was gegebenenfalls auch die Bestimmung der Wegstrecke, sollte diese eingeschränkt sein, umfassen sollte. Sehr wichtig ist auch die physiotherapeutische Behandlung.

In unserer Praxis werden nach einer ausführlichen Befunderhebung einschließlich der in der Regel ambulant problemlos durchführbaren Liquorpunktion (zwei Stunden Liegezeit im Anschluß und Verzicht auf Führen eines Kfz am selben Tag sind erforderlich), der Diagnosestellung und der Abgrenzung gegenüber anderen Krankheitsbildern wie der Neuromyelitis optica, die anders behandelt wird, die wesentlichen Therapien angeboten. Auf Wunsch ist auch die Teilnahme an verschiedenen klinischen Studien möglich. Dabei unterstützt eine erfahrene MS-Schwester Patientinnen und Patienten bei allen relevanten persönlichen, organisatorischen und medizinischen Fragen.

 

Eigene Publikationen (Auswahl)

zum Thema Neuroimmunologie:
Reuss R, Mistarz M, Mirau A, Kraus J, Bödeker RH, Oschmann P. FADD is upregulated in relapsing remitting multiple sclerosis. Neuroimmunomodulation. 2014; 21(5): 221-5.

R. Reuß. PEGylated interferon beta-1a in the treatment of multiple sclerosis – an update. Biologics: Targets and Therapy 2013; 7: 131-138.

Reuss R, Schreiber V, Klein A, Infante-Duarte C, Filippi M, Pabst W, Pohl C, Oschmann P. No significant effect of orally administered chemokine receptor 1 antagonist on intercellular adhesion molecule-3 expression in relapsing-remitting multiple sclerosis patients. Mult Scler. 2010 Mar; 16(3): 366-9.

Reuss R, Rommer PS, Brück W, Jarius S, Bolz M, and Zettl UK. Anti-AQP4 ab might be relevant in pregnancy. BMJ 2010 Feb 8; reply.

Reuss R, Rommer PS, Brück W, Paul F, Bolz M, Jarius S, Boettcher T, Grossmann A, Bock A, Zipp F, Benecke R, Zettl UK. A woman with acute myelopathy in pregnancy: case outcome. BMJ. 2009; 339: b4026.

 

Praxis Dr. Reinhard Reuss